Liebe Eltern, liebe Schüler,

ein turbulentes erstes Semester im Schuljahr 2013/2014 ist zu Ende gegangen.

Schüler und Eltern waren mit maßgeblichen Herausforderungen konfrontiert:

Nach wie vor leiden unsere Schüler an einem völlig veralteten Schulsystem, was Jörg Dräger (Vorstand der Bertelsmann-Stiftung und Leiter des Zentrums für Hochschulentwicklung) so eindrucksvoll im Standard zusammengefasst hat, in dem er erklärt:

„Wissensvermittlung funktioniert in der Schule häufig noch wie vor 100 Jahren: Vorn steht der Lehrer und erklärt etwas, die Schüler hören zu und üben dann zu Hause, jeder für sich. Anschließend geht derselbe Lehrer in die Parallelklasse und erklärt denselben Stoff nochmal. Und das Jahr für Jahr.“

Unsere Lehrer, selbst die Besten unter ihnen, stumpfen ab und sehen sich völlig überfordert einer Horde von jungen, formbaren, aber völlig gelangweilten Schülern gegenüber. Eine Langeweile, die sich auch in den Leistungen der Schüler häufig widerspiegelt, wie die vielzitierte PISA-Studie letztes Jahr illustriert hat.

Unsere Schüler hingegen werden einer elektronischen Reizüberflutung ausgesetzt, die keine Grenzen mehr kennt. Ich kann meine Schüler jederzeit per Anruf, SMS, E-Mail oder Facebook erreichen, und genau das gibt Anlass zur Sorge… Das Smartphone ist immer an!

Bereits Zehnjährige erzählen mir von Mobbing durch andere Schüler. Da werden die E-Mails anderer gehackt und gegen sie verwendet, peinliche Fotos gemacht und ins Internet gestellt, und, man glaubt es kaum, andere Kinder und Jugendliche mit Unsummen bestochen, um anderen zu schaden.

Und da landen wir schon bei den Eltern. Oftmals die größten Opfer, wie ich von der Nachhilfefront berichten kann. Immer mehr Erfolgsdruck lässt immer weniger Zeit für die eigenen Kinder, man fühlt sich oftmals hilflos, denn eigentlich möchte man nach einer harten Arbeitswoche einfach nur eine schöne Zeit mit der Familie genießen und das Wochenende zur Erholung nutzen.

Doch auch die Kinder haben mittlerweile eine 40-Stunden-Woche, die organisiert werden muss: Hausaufgaben, Schularbeitstermine, Abgabetermine, Referate, Präsentationen, Tests, Stundenwiederholungen, Elternabende: Es scheint einfach kein Ende zu nehmen. Oftmals ist das Wochenende gelaufen, wenn Eltern versuchen, die Lerndefizite einer Woche innerhalb dieser beiden freien Tage auszugleichen. Und immer wieder wird mir dann die gleiche Frage gestellt: „Sagen Sie, lernen die Kinder nichts unter der Woche?“

Doch, lautet dann meine Antwort, aber es ist einfach zu viel. Kommen zu den genannten Herausforderungen auch noch Fußball-, Tennis- oder Klavierstunden hinzu, wird aus einer 40-Stunden-Woche ganz schnell eine 50-Stunden-Woche.

Doch genug gejammert und schwarz gemalt. Meine Nachricht an die Eltern lautet: Verbringt so viel Zeit wie möglich mit euren Kindern! Sie brauchen euch mehr denn je, denn, man ahnt es, es wird wirklich nicht einfacher für sie. Wir sollten für sie da sein und ihnen alle Liebe und Unterstützung angedeihen lassen.

Erlauben finanzielle Mittel Nachhilfe, schickt sie zu uns: Wir werden uns wie wackere Soldaten dem Bildungskrieg stellen und vielleicht nicht jede Schlacht, aber die meisten von ihnen gewinnen. Das neue Semester steht bevor und jetzt geht es um die Wurst.

Denn eines wollen wir alle nicht: verpatzte Sommerferien!

In diesem Sinne wünsche ich allen ein wunderbares, erfolgreiches Sommersemester 2014!

Euer Nachhilfefuchs von Lernen mit Freude

Nimmmervoll, Lisa: Gute Schule ist guter Unterricht. Interview mit Jörg Dräger. In: Der Standard vom 27./28. April 2013. S. 6